Shoppingcenter: SPÖ und Gewerkschaft machen die Mauer für Banken und Konzerne
Seitdem die Landesregierung angekündigt hat, dem Flächenwahn und der Kannibalisierung von Verkaufsflächen ein Ende zu setzen und keine Erweiterungen oder Neubauten von großen Shopping- und Fachmarktcentern mehr zu genehmigen und stattdessen die Ortskerne zu stärken, überbieten sich SPÖ, Arbeiterkammer und Gewerkschaft in ihrer Überraschung, ihrem Entsetzen und ihrer Empörung. Selbst wenn man den latenten Ärger der Sozialdemokratie darüber abzieht, dass sie jetzt eben nicht mehr die Macht haben, wichtige Dinge mitzuentscheiden, fragt man sich, warum sie momentan gar so hyperventilieren. Und für wen sie sich da eigentlich in die Bresche springen.
In Gefahr: Die Rendite der happy few
Konkret hat die Salzburger Landesregierung drei Großprojekte nicht genehmigt: den Ausbau von Europark und Designer Outlet Center (DOC) Wals sowie den Neubau des Möbelhauses Lutz in St. Johann/Pongau. Wer steckt hinter diesen Projekten? Banken, Immobilienentwickler, Fonds und Großkonzerne. Konkret beim Europark: Spar European Shoppingcenters (SES), Betreiber von 28 Shopping-Centern mit mehr als 1.500 Shops in fünf europäischen Ländern, einer Gesamtfläche von 759.000 m² und einem Bruttoverkaufsumsatz von 2,57 Mrd. Euro. Hinter dem DOC Wals steckt die McArthurGlen Group, die insgesamt 20 Designer-Outlets in ganz Europa mit fast 600.000 m² Fläche betreibt – weitere 250.000 m² sind gerade in Planung. Gegründet wurde die Firma von J.W. Kaempfer & Partnern mit BAA, dem damals weltweit führenden Betreiber und Besitzer von Flughäfen. Mittlerweile hat sich die Simon Property Group – der weltweit größte Besitzer von Verkaufsflächen und größter Shoppingcenter Besitzer der USA – mit 50% bei der McArthurGlen Group eingekauft. Und schlussendlich noch die XXXLutz-Gruppe, nach IKEA der zweitgrößte Möbelhändler der Welt. Das sind die, die mit kreativen Firmenkonstruktionen in Malta versuchen, möglichst keine Steuern zu zahlen. Zusammengefasst lauter große Konzerne, die gerne möglichst hohe Rendite machen. Plus natürlich die Banken, die das alles finanzieren. Also genau die, die die SPÖ sonst eher nicht so gut findet.
Das kleine Kaufkraft Einmaleins
Jetzt ist es natürlich per se nichts Verwerfliches, wenn ein Konzern mehr Umsatz und mehr Rendite machen und dafür ausbauen möchte. Das Problem dabei: die Kaufkraft einer Stadt oder Region lässt sich nicht unbegrenzt vermehren. Halt, Kaufkraft, was ist das eigentlich? Das ist – vereinfacht gesagt – das Geld, das du, ich, das wir alle jeden Monat für unsere Einkäufe zur Verfügung haben. Dieses Geld wird aber nun einmal nicht mehr, wenn ich dieses statt in einem, plötzlich in zwei Einkaufszentren ausgeben kann. Ob ein Europark oder zwei, ob ein XXXLutz oder zwei, ob ein Designer-Outlet oder zwei: das Geld auf meinem Konto wird dadurch leider nicht mehr. Schön wär‘s. Und damit sind wir beim Kern des Problems: Es stimmt, wenn gesagt wird, dass mit einem zusätzlichen Shoppingcenter neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Man muss aber ehrlicherweise dazusagen, dass dafür Arbeitsplätze an anderer Stelle vernichtet werden. Uns muss klar sein, dass große Konzerne wenig Skrupel haben, wenn sie die Kaufkraft aus anderen Orten absaugen und dort deswegen viele kleine Geschäfte schließen und MitarbeiterInnen kündigen müssen. Das ist gut fürs eigene Geschäft, aber schlecht für eine Region. Ein Blick in die Ortskerne genügt: In fast jeder Gemeinde finden sich verlassene Geschäfte.
Stopp der Arbeitsplatzvernichtung!
Erschreckend dabei ist, dass die großen Einkaufszentren mehr Arbeitsplätze vernichten als sie neu schaffen. Diese Entwicklung ist mittlerweile auch gut durch fundierte Untersuchungen belegt. Dazu kommt, dass mittlerweile auf jede/n Salzburger/in rund 2 m² Verkaufsfläche kommen, rund um die Landeshauptstadt sogar fast 3 m² – das ist fast doppelt so viel wie der EU-Schnitt. Wer sich angesichts dieser Zahlen weiterhin für das ewige Verkaufsflächenwachstum einsetzt, kämpft für die Gewinne der Großkonzerne und opfert dafür die kleinteilige, regionale Wirtschaft – oder das was von ihr noch übrig ist. Die Sozialdemokratie lässt sich in dieser Frage leider immer noch von der kurzsichtigen Retro-Gleichung große Betriebe = viele Gewerkschaftsmitglieder = viele Stimmen für die SPÖ leiten. Zum Glück trägt die Raumordnung jetzt eine grüne Handschrift.